Karasura Band I
 
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Titelblatt
 

KARASURA

UNTERSUCHUNGEN ZUR GESCHICHTE UND KULTUR DES ALTEN THRAKIEN

HERAUSGEGEBEN VON MICHAEL WENDEL

I

15 JAHRE AUSGRABUNGEN IN KARASURA

Internationales Symposium

Cirpan/Bulgarien 1996

Beier & Beran WEISSBACH 2001

 
Inhaltsverzeichnis
Vorwort S. 1
Inhaltsverzeichnis S. 3
Michael Wendel
Der Fundplatz Karasura
S. 5
François Bertemes und Sven Ostritz
Vorbericht zu den prähistorischen Funden und Befunden der deutsch-bulgarischen Grabungen in Karasura
S. 33
Klaus-Dieter Jäger
Paläomalokologische Untersuchungen in Karasura Beginn und Ausblick
S. 45
Hristo Bujukliev
Die Untersuchungen im östlichen und südlichen Sektor des spätantiken Festungssystems von Karasura
S. 51
Mario Küßner
Der Südwestturm der Befestigungsanlage von Karasura
S. 63
Nasja Jakimova
Der mittelalterliche Friedhof westlich der Basilika 2 (extra muros) in Karasura
S. 69
Christian Rauh
Zu einigen spätantiken/ frühbyzantinischen Gefäßen aus Karasura
S. 81
Vladimir Stojkov
Spätantike Lampen aus Karasura (Vorläufiger Bericht)
S. 89
Ivanka Doncheva
Der Kult des Telesphoros und ikonographische Besonderheiten seiner Darstellung in Thrakien
S. 99
Dimitar Jankov
Karasura oder Diokletianopolis: Die Bischofssitze in der Provinz Thrakien während des 4.-6. Jahrhunderts
S. 111
Stefan Jordanov
Zur Rolle einer archaischen sozialen und politischen Institution im alten Thrakien
S. 121
Mechislav Domaradski† und Hristo Popov
Straßen und Wege in Thrakien während der späten Eisenzeit (6. - 1. Jh. v. Chr.)
S. 131
Boris D. Borisov
Synchronisation der mittelalterlichen Siedlungen des 11. - 12. Jahrhunderts in Nordostthrakien
S. 141
Bistra Koleva
Ein neuentdeckter Tempel am Westhang des Nebettepe in Plovdiv
S.149
Elena Kesjakova
Zur Topographie von Philippopolis in der Spätantike
S. 165
Mina Bospachieva
Die „äußere“ Festungsmauer von Philippopolis im Licht der jüngsten archäologischen Untersuchungen
S. 173
Maja Martinova
Ein antikes Kultgefäß aus Philippopolis
S. 185
Zheni Tankova
Eine mittelalterliche Nekropole am Ostrand von Philippopolis
S. 189
Rosica Nenova-Merdzhanova
Die Herstellung von Bronzegefäßen in Augusta Traiana
S. 195
Irina Shopova
Der Kult des Dionysos in Augusta Traiana und in der Umgebung der Stadt
S. 203
Rumen Ivanov
Beroe - Irenopolis - Eski Zaara auf westeuropäischen Karten des 17. und 18. Jahrhunderts
S. 207
Ivan Dzhambov
Bronzene Brustkreuze aus der mittelalterlichen Siedlung bei Hisar
S. 213
Vencislav Dinchev
Gesellschaftliche Komponenten der Struktur frühbyzantinischer befestigter Siedlungen auf dem Territorium des heutigen Bulgarien
S. 217
Ljudmila Doncheva-Petkova und Sergej Torbatov
Zur Chronologie der Architektur der spätrömischen Befestigung und frühbyzantinischen befestigten Siedlung bei Odarci (Provinz Skythien)
S. 237
Ljudmil F. Vagalinski
Die Ephebie in den westlichen Schwarzmeerstädten (3. Jh. v. Chr. - 3. Jh. n. Chr.)
S. 247
Georgi Mitrev
„Orbelia“ und „makedonische Parorbelia“ in den Quellen und in der Historiographie
S. 257
Stefka Angelova und Rumjana Koleva
Zur Chronologie frühmittelalterlicher Nekropolen in Südbulgarien
S. 263
Todor Ovcharov
Thrakisches Material von der Terrasse östlich der Patriarchalkirche in Veliko Tarnovo
S. 271
Benutzerhinweise, Abkürzungen und Quellen S. 279
Resümee in deutscher, bulgarischer und englischer Sprache S. 283
Beilagen
 
Resümee
Vom 10.-12. Oktober 1996 fand in Chirpan, Bulgarien, anläßlich des 15. Jubiläums der gemeinsamen deutsch-bulgarischen Ausgrabungstätigkeit in Karasura ein internationales Symposium statt, an dem über 60 Wissenschaftler und Studenten hauptsächlich aus der Bundesrepublik Deutschland und Bulgarien, aber auch aus Rumänien, der Ukraine und Makedonien teilgenommen haben. Zum Einen galt es nach den Jahren der Wende und des Umbruchs, die auch an Karasura nicht spurlos vorübergegangen waren, den aktuellen Forschungsstand in der Diskussion mit einem größeren Kreis von Spezialisten zu fixieren, Probleme aufzuzeigen und Korrekturen vorzunehmen. Zum Anderen mußten die Weichen für eine Umstrukturierung der Arbeitsgruppe gestellt, die Grabungsstrategie neu überdacht und die Perspektiven für die gesamte Forschungstätigkeit neu abgesteckt werden. Schließlich und endlich waren die Grabungsergebnisse in einen größeren räumlichen und zeitlichen Rahmen der Geschichte des alten Thrakien einzuordnen, einzuschätzen und zu werten. Das hohe Niveau und die Vielfalt der wissenschaftlichen Diskussion zum genannten Problemkreis spiegelten sich in den zahlreichen Vorträgen und Diskussionsbeiträgen wider. Die im vorliegenden Band vorgestellten Beiträge repräsentieren dieses interessante Forum und sollen hiermit einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Thematisch sämtlich der Alten Geschichte, Archäologie und Kultur des alten Thrakien verpflichtet, sind die Beiträge im ersten Teil dieses Bandes den neuesten Ausgrabungsergebnissen in Karasura, das hier als Synonym für das gesamte Grabungsobjekt steht, gewidmet. Im zweiten und dritten Teil werden neue Forschungsergebnisse und Ausgrabungsbefunde nicht nur aus Nordthrakien mit seinen Zentren Plovdiv, Stara Zagora und Hisarja, sondern auch aus weiter entfernten geographischen Räumen vorgestellt. Einer kurzen Einführung in die Topographie folgt die Reflexion der wechselvollen und interessanten Forschungsgeschichte der Untersuchungen und Ausgrabungen in Karasura. In kritischer Auseinandersetzung mit den auf dem Forschungsstand bis 1991 basierenden Thesen und Hypothesen zum historischen Ablauf des über 6000-jährigen Lebens an diesem Ort wird versucht, die Ergebnisse der bisherigen Forschungen zusammenzufassen und Probleme aufzuzeigen. Das im ersten Beitrag gezeichnete Bild des Grabungsplatzes und des mit ihm verknüpften historischen Geschehens basiert auf den Erkenntnissen und Ergebnissen der neuesten Grabungen und Forschungen aus den Jahren 1993-1997, deren Darstellung in den folgenden Beiträgen Raum geboten wird. Ausgehend von einer diffizilen Aufnahme der prähistorischen Funde und Befunde, deren Ergebnisse im nächsten Band dieser Reihe veröffentlicht werden und in kritischer Auseinandersetzung mit bisher geäußerten Meinungen wird klargestellt, daß die Besiedlung Karasuras nicht vor der spätneolithischen Phase Karanovo IVb begonnen hat. Ihren Höhepunkt fand die prähistorische Siedlungstätigkeit aber erst in der Zeit vom Äneolithikum bis zur frühen und mittleren Bronzezeit. Erklärter Forschungsschwerpunkt war in Karasura von Anfang an die Untersuchung der spätantiken und mittelalterlichen Siedlungsschichten, zwischen 1993 und 1997 insbesondere des Festungssystems und der Basilika II (extra muros), deren reiche Ergebnisse in drei Beiträgen vorgestellt werden. Dabei wird deutlich aufgezeigt, daß einige der bis zuletzt 1996 publizierten Hypothesen zur Art, Funktion und Chronologie der spätantiken Befestigung, so nicht mehr aufrecht erhalten werden können. Daß auch die Bearbeitung von speziellen Fundgruppen wie Keramik, Kleinfunde oder Plastik weitergeführt wurde, zeigen drei weitere Abhandlungen. Eine Analyse der bisherigen Grabungsergebnisse wirft in Verbindung mit den vorhandenen schriftlichen und archäologischen Quellen erneut die Frage nach den Kirchenprovinzen Thrakiens und damit auch nach dem Namen des Grabungsortes in der Spätantike und im Mittelalter auf. Gar zu verlockend scheint die Hypothese, nach der die Festung, die wir als Karasura bezeichnen, die Stadt Diokletianopolis gewesen sein soll. Ganz augenscheinlich zeigen die vorgestellten Ergebnisse, daß Karasura in der Spätantike und vor allem auch im Mittelalter eine bedeutendere Rolle in der Geschichte Thrakiens und darüber hinaus gespielt haben muß als bisher angenommen werden konnte. Die geschützte Lage, fruchtbare Böden und Wasserreichtum sowie vorteilhafte topographische und klimatische Voraussetzungen bedingten und begünstigten die Herausbildung und Entwicklung dieses Ortes zu einem wichtigen Zentrum am Kreuzweg zwischen den großen Metropolen und Kommunikationszentren im Ostteil der Balkanhalbinsel. Im zweiten Teil des vorliegenden Bandes werden interessante Beiträge bulgarischer Althistoriker und Archäologen vorgestellt, die auf dem Symposium vorgetragen wurden. Sie untersuchen Momente und Besonderheiten der Sozial- und Siedlungsstruktur sowie der Kultur des alten Thrakien und stellen neue interessante Grabungs- und Forschungsergebnisse aus den Metropolen Nordthrakiens vor. Die Ausstrahlung der thrakischen Kultur auf weiter entfernte geographische Räume, aber auch ihre Integration in die spätantike und frühmittelalterliche Welt des Ostteils der Balkanhalbinsel wird in einem dritten Teil dieses Bandes durch Beiträge recht unterschiedlicher Art deutlich. Dieser erste und einführende Band der Reihe KARASURA verdeutlicht nicht nur den historischen Platz Karasuras in der Geschichte des alten Thrakien, sondern auch den wissenschaftlichen Stellenwert, den die Ausgrabungsergebnisse der letzten 20 Jahre in der Forschungslandschaft auf der Balkanhalbinsel erringen konnten.

Michael Wendel