Anthropologische und archäologische Untersuchung der Trapezgräber aus Altranstädt, Gemeinde Großlena und überregionale Vergleiche.

Zusammenfassung

Meiner Magisterarbeit mit dem Titel“ DieTrapezgrabenanlagen der Baalberger Kultur
von Großlehna-Altranstädt und Zwenkau, Lkr. Leipziger Land“ lag die Neuaufnahme eines Grabenwerkes aus Altranstädt und dreier aus Zwenkau und der mit ihnen in Verbindung stehenden Befunde – vor allem Grabbefunde – zu Grunde. Das Material wurde archäologisch und anthropologisch ausgewertet.

Durch die Einbeziehung vergleichbarer ergrabener Grabenanlagen und einer umfangreichen Durchsicht von luftbildarchäologischen Aufnahmen aus dem Arbeitsgebiet wurde erkennbar, dass es sich um eine spezifische Befundgattung mit trapezförmiger Grundform, West-Ost Ausrichtung und Zentralbefund(en) handelt.

Es konnten drei Größengruppen – „große, kleinere und kleinste Anlagen“ – herausgestellt werden. Zu jeder dieser Gruppen ließen sich besondere Spezifika hinsichtlich ihrer Ausarbeitung und Nutzung erkennen. So konnten in der Gruppe der „kleineren Anlagen“, die von den meisten Befunde gebildet wird und deren Dimensionen um die Zwenkauer Anlagen liegen, Grundform und Ausarbeitung der Grabenabschnitte leichte Variationen zeigen. Selten traten Unterbrechungen im Grabenverlauf auf. Pfosten im Graben sind kaum belegt. Für die Mehrheit der gegrabenen Befunde wird von einer Nutzung als Palisadengräbchen ausgegangen. Meist bilden ein oder zwei Baalberger Gräber die Zentralbefunde. Eine Überhügelung dieser ist wahrscheinlich, aber nicht immer zwingend anzunehmen. Die Gräben lagen nicht unter dem Hügel, sondern dienten als Umfassung.

Bei den Zentralbefunden der Trapezgräben wurde erwiesen, dass es sich fast ausschließlich um Gräber der Baalberger Kultur handelte. Diese lagen in den gegrabenen Anlagen meist im Osten, waren überwiegend auffällig groß und bargen je eine Bestattung. Ob es sich dabei vorrangig um Männer handelte, wie die wenigen anthropologischen Gutachten vermuten lassen, bleibt durch zukünftige Untersuchungen zu bestätigen. An Beigaben traten fast ausschließlich ein oder zwei Gefäße auf. Detaillierte Formbetrachtungen der im Untersuchungsgebiet aufgetretenen Funde aus den Zentralgräbern ergaben, dass die Keramik meist deutlich profiliert war. Summarisch betrachtet ist sie eher in die jüngere Gruppe nach J. Preuß zu stellen. Mit einer eiförmigen Amphore liegt eine in Mitteldeutschland seltene und zwischen die bauchigen und profilierten Amphoren zu stellende Form vor.

Da für die trapezförmigen Grabenwerke vorrangig die Nutzung als Umfassung eines Grabbezirkes bewiesen werden konnte, stellt die zentrale Grube von AR01 eine Ausnahme dar. Die Anlage wird als Kultplatz oder Kenotaph gedeutet.

Über eine Kartierung sämtlicher relevanter Befunde wurde eine eindeutig Verbreitung der Trapezgräben im Gebiet der Baalberger Kultur ersichtlich. Durch stratigrafische Befunde konnten die Anlagen in die Baalberger Kultur datiert werden. Die zentralen Grabanlagen unterstreichen diese Einordnung. Eine zeitliche Fixierung auf einen bestimmten Abschnitt der Kultur liegt nicht vor, die Keramik ist aber als Indiz für eine tendenziell jüngere Datierung zu werten. Die Grabenwerke sind erstmals mit dem Auftreten der Baalberger Kultur belegt und vorrangig mit dieser zu verbinden. Mit dem Befund unter Grabhügel 6 von Halle (Dölauer Heide) liegt wahrscheinlich ein Grabenwerk der Hutberg-Gruppe vor, das ein Weiterleben der Idee des trapezförmigen Grabens im Grabbau späterer Zeit nahe legt.

Die unmittelbare Genese der Trapezgräben sieht Verfasserin verbunden mit den Parallelen aus Stein in den nördlichen und nordöstlichen Trichterbecherkulturen.

Die dritte Zwenkauer Anlage (ZW 3-94) ist als Hausgrundriss mit Bestattungen oder Totenhaus der Baalberger Kultur anzusprechen.

Für die Grabbefunde späterer - endneolithischer und frühbronzezeitlicher – Kulturen, von denen zwölf neu vorgelegt wurden, besteht kein primärer Zusammenhang zu den Trapezgräben. Die Ergebnisse der anthropologischen Bearbeitung entsprechen den bisher bekannten Angaben zur Anthropologie der jeweiligen Bevölkerungsgruppe.


Kirtsin Funke