Trennung der Geschlechter im Tod. (Zusammenfassung)
von Andreas Northe und Andreas Neubert. In: Thema: Endneolithikum/Frühbronzezeit. Archäologie in Deutschland, 5-2003. 28-29.

Im mitteldeutschen Raum stehen für Aussagen zu Veränderungen am Übergang vom Neolithikum zur Bronzezeit vor allem zahlreiche Grabfunde der Schnurkeramik-, Glockenbecher- und Aunjetitzer Kultur zur Verfügung.
Ihre Auswertung zeigen deutliche Unterschiede im sozialen Aufbau der endneolithisch-frühbronzezeitlichen Kulturen.

Im Bestattungsritus der Schnurkeramikkultur wird im Gegensatz zu Bestattungssitten vorangehender Kulturen eine verstärkte Betonung des Individuums erkennbar. Einige Gräberefelder lassen u.a. anhand des Grabbaus, der Beigaben- und Verzierungskombinationen sowohl klare Geschlechterrollen als auch soziale Unterschiede erkennen. Typisch für den allgemeinen gesellschaftlichen Aufbau der Schnurkeramikkultur scheint demnach ein Altersklassenmodell zu sein, aus dem sich z.T. Individuen mit einem "besonderen" Status hervorheben.

Weniger deutlich erscheinen diese Unterschiede in der Glockenbecherkultur. Die meisten mitteldeutschen Nekropolen zeigen lediglich eine deutliche Trennung der Geschlechterrollen. Durch bestimmte einzelne Beigaben und die Niederlegung mit weiteren Individuen scheint teilweise jedoch auch hier ein besonderer Status einiger Bestatteten (i.d.R. erwachsene Männer) erkennbar zu sein. Die klare Aufteilung in Altersklassen ist am mitteldeutschen Material nicht nachweisbar.
Ein höherer Status der häufig angeführten "Metallurgenbestattungen"läßt sich unserer Meinung nach in der mitteldeutschen Glockenbecherkeramik nicht eindeutig belegen. Vereinzelte Befunde scheinen aber vielleicht, ohne daß sie verallgemeinerbar sind, aufgrund der Beigabenkombination in diese Richtung zu weisen.

Scheinen in der Anfangsphase der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur keine sicheren Hinweise auf ein höheres Ansehen einzelner Bestatteter nachweisbar zu sein, läßt sich mit der Spätphase dieser Kultur schließlich deutlich eine "Oberschicht" erkennen. Diese Oberschicht wurde in aufwändig gestalteten Grabhügeln mit "überreicher Beigabenausstattung beigesetzt. Hintergrund für das Vorhandensein einer Oberschicht kann u.a. die Kontrolle der mitteldeutschen Erz - oder Salzlagerstätten und die damit verbundene Rohstoffverteilung sein.