Im mitteldeutschen Raum stehen für Aussagen zu Veränderungen
am Übergang vom Neolithikum zur Bronzezeit vor allem zahlreiche Grabfunde
der Schnurkeramik-, Glockenbecher- und Aunjetitzer Kultur zur Verfügung.
Ihre Auswertung zeigen deutliche Unterschiede im sozialen Aufbau der endneolithisch-frühbronzezeitlichen
Kulturen.
Im Bestattungsritus der Schnurkeramikkultur wird im Gegensatz zu Bestattungssitten
vorangehender Kulturen eine verstärkte Betonung des Individuums erkennbar.
Einige Gräberefelder lassen u.a. anhand des Grabbaus, der Beigaben- und
Verzierungskombinationen sowohl klare Geschlechterrollen als auch soziale Unterschiede
erkennen. Typisch für den allgemeinen gesellschaftlichen Aufbau der Schnurkeramikkultur
scheint demnach ein Altersklassenmodell zu sein, aus dem sich z.T. Individuen
mit einem "besonderen" Status hervorheben.
Weniger deutlich erscheinen diese Unterschiede in der Glockenbecherkultur.
Die meisten mitteldeutschen Nekropolen zeigen lediglich eine deutliche Trennung
der Geschlechterrollen. Durch bestimmte einzelne Beigaben und die Niederlegung
mit weiteren Individuen scheint teilweise jedoch auch hier ein besonderer Status
einiger Bestatteten (i.d.R. erwachsene Männer) erkennbar zu sein. Die klare
Aufteilung in Altersklassen ist am mitteldeutschen Material nicht nachweisbar.
Ein höherer Status der häufig angeführten "Metallurgenbestattungen"läßt
sich unserer Meinung nach in der mitteldeutschen Glockenbecherkeramik nicht
eindeutig belegen. Vereinzelte Befunde scheinen aber vielleicht, ohne daß
sie verallgemeinerbar sind, aufgrund der Beigabenkombination in diese Richtung
zu weisen.
Scheinen in der Anfangsphase der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur
keine sicheren Hinweise auf ein höheres Ansehen einzelner Bestatteter nachweisbar
zu sein, läßt sich mit der Spätphase dieser Kultur schließlich
deutlich eine "Oberschicht" erkennen. Diese Oberschicht wurde in aufwändig
gestalteten Grabhügeln mit "überreicher Beigabenausstattung beigesetzt.
Hintergrund für das Vorhandensein einer Oberschicht kann u.a. die Kontrolle
der mitteldeutschen Erz - oder Salzlagerstätten und die damit verbundene
Rohstoffverteilung sein.