Untersuchungen zur sozialen Gliederung im Endneolithikum
sind aufgrund räumlicher und zeitlicher Unterschiede nur über die
Betrachtung mikroregionaler, "geschlossener", Einheiten sinnvoll und
sollten unserer Meinung nach stets einer verallgemeinernden Untersuchung einer
überregionalen Kulturerscheinung vorausgehen.
Soziale Interpretationen anhand des Bestattungsrituales erfordern ebenfalls
ein Bewußtsein für die methodisch-theoretischen Probleme aufgrund
der besonderen Qualität und des komplexen Formationsprozesses des archäologischen
Quellenmaterials.
Die vergleichende Kombination zahlreicher Merkmale des Grabbaus und der Grabbeigaben
mit den Ergebnissen der anthropologischen Geschlechts- und Sterbealterdiagnose
zeigt für die beiden behandelten Fallstudien aus der Schnurkeramikkultur
(Schafstädt und Quenstedt) ähnliche soziale Gliederungen mit abweichenden
"Symbolen".
Aufgrund der Funde und Befunde der schnurkeramischen Nekropole Quenstedt-Schalkenburg
ist es möglich die hier bestattete Gruppe sowohl horizontal (geschlechtsmäßig)
als auch vertikal (Altersklassen) zu gliedern. Soziale "Differenzen"
sind am deutlichsten zwischen den beiden extremen Altersklassen Adult und Infantil
erkennbar. Darüber hinaus kann wohl u.a. eine kleine Gruppe von Männern
identifiziert werden, die wohl als familienführende Oberhäupter Außenkontakte
besaßen.
Da wir die Populationen der Nekropolen als eine Äußerung der hinter
der "toten" Gruppe stehenden bestattenden Gemeinschaft sehen, glauben
wir, die Gliederung auf die "lebende" Gemeisnchaft übertragen
zu können.