Probleme und Möglichkeiten bei der anthropologisch-archäologischen Untersuchung endneolithischer Gräber.
[mit A. NEUBERT, H. BRUCHHAUS] In: J. MÜLLER (Hg.), Vom Endneolithikum zur Frühbronzezeit: Muster sozialen Wandels? (Tagung Bamberg 14.-16- Juni 2001). Bonn: Habelt, 2002, 97-113.

Untersuchungen zur sozialen Gliederung im Endneolithikum sind aufgrund räumlicher und zeitlicher Unterschiede nur über die Betrachtung mikroregionaler, "geschlossener", Einheiten sinnvoll und sollten unserer Meinung nach stets einer verallgemeinernden Untersuchung einer überregionalen Kulturerscheinung vorausgehen.
Soziale Interpretationen anhand des Bestattungsrituales erfordern ebenfalls ein Bewußtsein für die methodisch-theoretischen Probleme aufgrund der besonderen Qualität und des komplexen Formationsprozesses des archäologischen Quellenmaterials.

Die vergleichende Kombination zahlreicher Merkmale des Grabbaus und der Grabbeigaben mit den Ergebnissen der anthropologischen Geschlechts- und Sterbealterdiagnose zeigt für die beiden behandelten Fallstudien aus der Schnurkeramikkultur (Schafstädt und Quenstedt) ähnliche soziale Gliederungen mit abweichenden "Symbolen".

Aufgrund der Funde und Befunde der schnurkeramischen Nekropole Quenstedt-Schalkenburg ist es möglich die hier bestattete Gruppe sowohl horizontal (geschlechtsmäßig) als auch vertikal (Altersklassen) zu gliedern. Soziale "Differenzen" sind am deutlichsten zwischen den beiden extremen Altersklassen Adult und Infantil erkennbar. Darüber hinaus kann wohl u.a. eine kleine Gruppe von Männern identifiziert werden, die wohl als familienführende Oberhäupter Außenkontakte besaßen.
Da wir die Populationen der Nekropolen als eine Äußerung der hinter der "toten" Gruppe stehenden bestattenden Gemeinschaft sehen, glauben wir, die Gliederung auf die "lebende" Gemeisnchaft übertragen zu können.