Seit Beginn des 19. Jahrhunderts
konzentrieren sich archäologische Forschung und Bodendenkmalpflege in Halle;
sie wurden schon Anfang des 20. Jahrhunderts auch in die universitäre Ausbildung
aufgenommen. So erfolgte 1919 die Einrichtung einer Professur und 1934 eines
Seminars für Ur- und Frühgeschichte, was dann 1942 zur Gründung
eines eigenen Instituts führte. Die enge Bindung dieses Instituts an das
damalige Landesmuseum für Vorgeschichte ergab sich aus der bis 1959 bestehenden
Personal-union zwischen dem Institutsdirektor und dem Leiter des Museums.
Wegen dieser langen Tradition und ihres Schicksals während zweier historisch
so bedeutender Perioden wie dem Dritten Reich und der DDR, besitzt die Geschichte
der Alma Mater Halensis für uns nicht nur im Rahmen der Tagung Archaeologies
East -Archaeologies West in Poznan eine besondere Aussagefähigkeit.
Dem thematischen Grundgedanken der Konferenz folgend, stellten wir im Mai 2000
mit einem kleinen Diskussionsbeitrag die archäologischen Institute der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vor, erläuterten deren
besondere Bedeutung aufgrund der geographischen und politischen Situation und
beschrieben die wissenschaftlichen Beziehungen nach Ost und West. Schon während
der Vorbereitung des Referates wuchs in uns die Meinung, dass Halle ein gutes
Beispiel für eine (ost-) deutsche Situation bietet und hierzu Vertreter
aus akademischer wie bodendenkmalpflegerischer Archäologie, die zu verschiedenen
Zeiten aktiv waren bzw. sind, interviewt werden sollten. So könnte durch
persönliche Ansichten ein Zugang zum archäologischen Denken in Mitteleuropa
und seiner Geschichte im 20. Jahrhundert geöffnet werden. Durch diese etwas
unorthodoxe Darstellungsform sollen dem Leser nicht nur die Ansichten der Autoren
vermittelt, sondern das Problem anhand mehrerer Meinungen die sich wechselseitig
ergänzen oder sich widersprechen und so die Komplexität des Themas
besser verdeutlichen, als es ein wissenschaftliches Essay oder eine Biographie
könnten dargestellt werden. Die Nutzung von gedruckten Sekundärquellen
tritt dabei zwar in den Hintergrund, ist aber zum Verständnis des Kontextes
unabdingbar.