Halle - Archäologie zwischen Ost und West
Andreas Northe, Heiner Schwarzberg, Rebecca Wegener. In: P. Biehl, A. Gramsch, A.Marciniak (Hg.), Archäologien Europas. Geschichte, Methoden und Theorien/Archaeologies of Europe. History, Methods and Theories. Tübinger Archäologische Taschenbücher. 2002. (in Druck)

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts konzentrieren sich archäologische Forschung und Bodendenkmalpflege in Halle; sie wurden schon Anfang des 20. Jahrhunderts auch in die universitäre Ausbildung aufgenommen. So erfolgte 1919 die Einrichtung einer Professur und 1934 eines Seminars für Ur- und Frühgeschichte, was dann 1942 zur Gründung eines eigenen Instituts führte. Die enge Bindung dieses Instituts an das damalige Landesmuseum für Vorgeschichte ergab sich aus der bis 1959 bestehenden Personal-union zwischen dem Institutsdirektor und dem Leiter des Museums.

Wegen dieser langen Tradition und ihres Schicksals während zweier historisch so bedeutender Perioden wie dem Dritten Reich und der DDR, besitzt die Geschichte der Alma Mater Halensis für uns nicht nur im Rahmen der Tagung „Archaeologies East -Archaeologies West“ in Poznan eine besondere Aussagefähigkeit.

Dem thematischen Grundgedanken der Konferenz folgend, stellten wir im Mai 2000 mit einem kleinen Diskussionsbeitrag die archäologischen Institute der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vor, erläuterten deren besondere Bedeutung aufgrund der geographischen und politischen Situation und beschrieben die wissenschaftlichen Beziehungen nach Ost und West. Schon während der Vorbereitung des Referates wuchs in uns die Meinung, dass Halle ein gutes Beispiel für eine (ost-) deutsche Situation bietet und hierzu Vertreter aus akademischer wie bodendenkmalpflegerischer Archäologie, die zu verschiedenen Zeiten aktiv waren bzw. sind, interviewt werden sollten. So könnte durch persönliche Ansichten ein Zugang zum archäologischen Denken in Mitteleuropa und seiner Geschichte im 20. Jahrhundert geöffnet werden. Durch diese etwas unorthodoxe Darstellungsform sollen dem Leser nicht nur die Ansichten der Autoren vermittelt, sondern das Problem anhand mehrerer Meinungen – die sich wechselseitig ergänzen oder sich widersprechen und so die Komplexität des Themas besser verdeutlichen, als es ein wissenschaftliches Essay oder eine Biographie könnten – dargestellt werden. Die Nutzung von gedruckten Sekundärquellen tritt dabei zwar in den Hintergrund, ist aber zum Verständnis des Kontextes unabdingbar.