"Metallbeigaben aus den frühbronzezeitlichen Katakombengräbern in der nordpontischen Steppe"
 
Vortrag  
  Dr. Elke Kaiser (Institut für Prähistorische Archäologie, FU Berlin)
  21. Januar 2002 (Montag), 19:00 Uhr s.t.
  Robertinum HS
 
Zusammen-
fassung:
Zunächst wird als Einführung eine kurze Beschreibung der frühbronzezeitlichen Katakombengrabkultur gegeben. Diese archäologische Kultur, welche über den gesamten Steppengürtel vom Prut bis zur unteren Wolga verbreitet war, ist fast ausschließlich aus Grabfunden bekannt. Nur ungefähr die Hälfte der Bestattungen ist mit Beigaben versehen, in der Regel handelt es sich um ein Gefäß, seltener um ein Gefäß. Häufig reicher ausgestattet sind Gräber, in welchen verschiedene Metallgegenstände, wie Messer, Pfrieme und verschiedene Schmuckformen niedergelegt waren. Während sich Messer und Pfrieme aus Arsenkupfer nicht auf eine bestimmte Phase beschränken lassen, sind Schmuckgegenstände wie gepunzte Bleche, ringförmig- und spiralverzierte Anhänger nur in der frühen Katakombengrabkultur vertreten. Teilweise liegen sie auch aus der vorangegangenen Jamnaja-Kultur vor.
Ferner kommen noch Komplexe mit Geräten des Gußhandwerks vor, in denen auch Gußformen für die Fertigung von Schaftlochäxten lagen. Diese offensichtlichen Handwerkergräber sind typisch für die entwickelte Phase der Katakombengrabkultur. Schaftlochäxte wurden bereits häufig typologisch und damit auch relativchronologisch eingeordnet. Jamnajazeitliche Schaftlochäxte sind vorwiegend aus Einzelfunden bekannt. Für die nachfolgende Katakombengrabkultur sind sie nicht nur als Gussmodel belegt, sondern es finden sich auch Depots mit diesen Geräten. Mit ihrer Deponierung scheint im nordpontischen Raum die Entwicklung einer neuen Hortsitte einzusetzen.
Die Geräte und Schmuckgegenstände aus Arsenkupfer lassen Bezüge zum Nord- und Vorkaukasus erkennen, was zu einer kritischen Betrachtung der von E.N. Cernych postulierten zirkumpontischen Metallprovinz für die Früh- und Mittelbronzezeit führt. Danach beruhte die Metallproduktion in dieser Zeit bei den Steppenkulturen auf dem Import von Arsenkupfer bzw. von Fertigprodukten. Dieses von Cernych erstellte griffige Gesamtbild muß jedoch aufgrund der chronologischen und chorologischen Verteilung der Metallgegenstände zumindest für die Katakombengrabkultur neu überdacht werden.


Elke Kaiser
 
Literatur:
  • E. N. Chernych, Ob evropejskoj zone Cirkumpontijskoj metallurgij eskoj provincii. Acta Arch. Carpatica 17, 1977, 29-53.
  • E. N. Chernykh, ancient metallurgy in the USSR (Cambridge 1992).